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„Ich sterbe. Kommst du?“ gewinnt die LÜDIA 2025

Der mit 15.000 Euro dotierte Publikumspreis beim Kinofest Lünen, die „Lüdia“, geht in diesem Jahr an den Filmemacher Benjamin Kramme für „Ich sterbe. Kommst du?“. Im Rahmen des Kinofests wurden Preise im Wert von insgesamt 42.000 Euro ausgelobt.

Mit der „Rakete“, dem mit 5.000 Euro dotierten Kinder- und Jugendfilmpreis, wurde der Film „Grüße vom Mars“ von Sarah Winkenstette ausgezeichnet. „Girls don’t cry“ von Sigrid Klausmann und Lina Luzyte wurde mit einer lobenden Erwähnung bedacht. Die Schauspielpreis-Jury, in diesem Jahr bestehend aus Schauspieler Godehard Giese, der Regisseurin Nana Neul sowie Georg Miros (CinePostproduction Berlin) zeichnet Jennifer Sabel mit dem Schauspielpreis für die Hauptrolle in dem Film „Ich sterbe. Kommst du?“ aus. Schauspielerin Saskia Rosendahl erhält für ihre Rolle in „Zikaden“ von Ina Weisse eine Lobende Erwähnung. Den Preis für den besten Kurzfilm erhielt Romina Küper für „Das ist keine Figur, das ist Verrat“.

„Das Kinofest Lünen gehört zu Lünen – die Begeisterung des Publikums und die vollen Säle und Locations haben gezeigt, wie stark das Festival hier in der Region verankert ist und wie gut auch unser Sommer-Festival angenommen wird. Wir freuen uns sehr, dass so viele Filmschaffende vor Ort waren, um in den direkten Austausch mit dem Publikum zu kommen“, resümiert Festivalleiterin Sonja Hofmann, die auch die künstlerische Leitung des Festivals verantwortet.

„Wir freuen uns, sehr gute Besucherzahlen verkünden zu können – ein besonderes Glück war hier die Neuerung mit den unterschiedlichen Locations, so konnte unser Publikum erstmals im Open-Air-Kino neueste deutsche Kinofilme im Café Seepark erleben.“ sagt Nikolaj Nikitin, der Kaufmännische Leiter. Erstmals fungierte die Stadt Lünen als Veranstalter des Festivals.

Neben Filmemacherinnen und Filmemachern wie Ina Weisse, Veit Helmer, Maren-Kea Freese, Judtih Angerbauer, Michael Schwarz und Frédéric Hambalek, den Filmstudierenden der FH Dortmund, waren zahlreiche Schauspieler:innen vor Ort, wie Max Bretschneider, Saskia Rosendahl, August Diehl, Emil Steinberger und natürlich Ulrich Tukur, der mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Sein Film „Gleißendes Glück“ von Regisseur Sven Taddicken, der auch die Laudatio hielt, war – neben der Preisverleihung – krönender Abschluss des Filmfestes. Das Festival wird seit vielen Jahren maßgeblich gefördert durch die Film- und Medienstiftung NRW, die mit verschiedenen geförderten Produktionen (Kurz- und Langfilmen) im Programm vertreten war.

Rund 50 Filme liefen im Rahmen des Festivals und zahlreiche angereiste Filmschaffende sorgten für lebhaften Austausch. Rund 7.000 Besucherinnen und Besucher sahen diese sieben Tage lang, vom 16. bis 22. Juni 2025.

Ulrich Tukur wurde mit der "Nike" für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Mit Ulrich Tukur kam erneut ein Weltstar nach Lünen. Er ist nach Mario Adorf und Senta Berger der dritte Preisträger der „Nike“, dem 2022 ins Leben gerufenen Preis für das Lebenswerk, dessen Preisgeld auch in diesem Jahr von der Remondis Production GmbH gesponsert wurde.

Die Schülerjury mit Rakete-Gewinnerin Sarah Winkenstetter.

Die „Rakete“ 2025 erhält Sarah Winkenstetter für „Grüße vom Mars“. Ausgewählt wurde der Film von der „Rakete“-Schülerjury, in diesem Jahr bestehend aus den Schülerinnen Leni Bauckmann, Alina Eckert, Martha Zawisch, Matilda Rachuba und Lina Koslowski der Jahrgangsstufe 6 des Städtischen Gymnasiums Lünen-Altlünen.

Wir haben „Grüße vom Mars” als den besten Fim ausgesucht, weil wir gut verstehen konnten wie es sich anfühlt, ein Autist zu sein und wir fanden es toll, dass man immer bemerkt hat, wenn er sich schlecht fühlt. Außerdem konnten wir uns gut in die Lage der Schauspieler versetzen und gut verstehen wie sie sich fühlen. Wir fanden es sehr schön, wie die Hauptfigur im Happy End ihre Angst überstanden hat und das trotz ihrer Einschränkungen. Herzlichen Glückwunsch an Sarah Winkenstette!

Nadine ist wie ein ungeschliffener Diamant: schroff, abweisend, voller innerer Spannung. Mit trotzigem Stolz tritt sie ins Hospiz – ihre letzte Behausung, ein Ort, an dem sie weder Mitleid noch Erlösung sucht. Ihre Härte ist Selbstschutz, ihre Abgrenzung Ausdruck einer tiefen Verletztheit. Nur ihrem Sohn begegnet sie mit spürbarer Zärtlichkeit – und gerade der hat Angst vor ihr.

In der Begegnung mit den anderen Bewohnerinnen beginnt ihre starre Fassade allmählich zu bröckeln. Kleine Gesten, verstohlene Blicke, Momente der Offenheit lassen erahnen, was unter der Oberfläche verborgen liegt: ein ungestillter Wunsch nach Nähe, ein nicht gelebtes Leben, eine große, stille Angst.

Die Schauspielerin nimmt sich dieser Figur mit voller körperlicher und emotionaler Präsenz an. Sie nähert sich Nadine nicht mit Distanz, sondern mit völliger Hingabe. Ihre Spielweise ist radikal unsentimental. Was sie zeigt, ist keine gespielte Angst, sondern ein zutiefst menschliches Porträt einer Frau im inneren Ausnahmezustand. Sie verzichtet auf Pathos und erreicht gerade dadurch eine große emotionale Wucht. Sie gibt sich preis, riskiert alles. Gerade diese Schonungslosigkeit beeindruckt: Jennifer Sabel hält nichts zurück – und zwingt damit auch uns als Publikum, hinzusehen.

Für diese mutige, präzise und tief bewegende Darstellung einer Frau am Rand des Auslotbaren verleiht die Jury Jennifer Sabel den Schauspielpreis.

Diese Figur entzieht sich jeder Eindeutigkeit. Anja ist nicht zu fassen – selbstbewusst, fast trotzig fordert sie ihren eigenen Wert ein, nur um im nächsten Moment bedürftig, verletzlich und ängstlich zu erscheinen. Sie ist hilfsbereit und zugewandt, dann wieder starr, regungslos, beinahe dissoziiert. Oder ist sie in Wahrheit eine Meisterin der Manipulation? Eine stille Strategin, die ihr Gegenüber spiegelt und dabei selbst im Unklaren bleibt – oder genau daraus ihre Kraft zieht? Anja wirkt wie eine Figur ohne festen Platz in der Welt, janusköpfig, widersprüchlich, voller Leerstellen.

Sie reflektiert das Begehren ihres Gegenübers, als wäre es das Einzige, woran sie sich orientieren kann – oder will. Diese Unberechenbarkeit macht sie faszinierend. Wie viel können wir ihr glauben? Und wie viel Hilfe braucht sie selbst?

Saskia Rosendahl in „Zikaden” verkörpert diese Vielschichtigkeit mit beeindruckender Leichtigkeit. Ihr Spiel ist scheinbar beiläufig, dabei hoch präzise. Für diese außergewöhnliche schauspielerische Leistung möchten wir eine lobende Erwähnung aussprechen.

Der Preisträger ist ein filmisches Wagnis – mutig, verspielt, anders, modern.

Mit seiner unkonventionellen Herangehensweise wagt der Film eine ebenso poetische wie schonungslose Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte – eingebettet in ein filmisches Kaleidoskop aus RAF-Vergangenheit, zweiter Weltkrieg, ostdeutscher Biografie und kollektiven wie individuellen Traumata. Der Film zeigt Verliererinnen und Opfer jenseits großer Narrativer – und stellt dabei nie die Frage nach der Schuld über die Suche nach Wahrheit. Der Film ist vieles zugleich: Krimi, Science-Fiction, Familiendrama – ein mutiges Genre mix, der gängige Sehgewohnheiten herausfordert. Er verwebt Vergangenheit und Gegenwart, Fakt und Fiktion, Traum und Wirklichkeit – nicht um Geschichte zu erklären, sondern um Verbindungen sichtbar zu machen, auch wenn es vielleicht keine gibt?

Ein vorurteilsfreier, filmisch hochspannender Ansatz der Geschichtsaufarbeitung. Dafür erhält Rote Sterne überm Feld den Filmverleihpreis.

Ein Film der sein Thema in jedem Bild sucht. Der das Verschwinden seiner Hauptfigur beim Wort nimmt und sich durch Auslassungen dieser Figur annähert. Zusammen mit seinem klugen Hauptdarsteller entwickelt der Regisseur das flüchtige Porträt eines Mannes, der keine Reue zeigt, in Selbstmitleid versinkt, und der auch in der Auseinandersetzung mit seinem Sohn uneinsichtig bleibt. Ein Film über ein monströses Kapitel deutscher Geschichte, der auch physisch weh tut und in seiner Kompromisslosigkeit bis in die Gegenwart verweist.

Wir wünschen diesem außergewöhnlichen Film, dass er auch in Deutschland ein möglichst großes Publikum erreicht. Wir sprechen eine lobende Erwähnung für „Das Verschwinden des Josef Mengele” aus.

Gewinner des Publikumspreises Lüdia und des Schauspielpreises für die Hauptrolle: Filmemacher Benjamin Kramme und Schauspielerin Jennifer Sabel.

Die „Lüdia“ (Publikumspreis) ist dotiert mit einem Preisgeld von 15.000 EUR, die „Nike“ (Lebenswerk) mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro, gestiftet von Remondis, der Kinderfilmpreis „Rakete“ mit 5.000 Euro (gestiftet durch den Landkreis Unna, vertreten durch Philipp Reckermann, Kreisdirektor Kreis Unna) und der Kurzfilmpreis, ebenfalls ein Publikumspreis, mit 3.000 Euro (Cityring Lünen e.V.). Der „Schauspielpreis” ist dotiert mit 3.000 Euro (Filmclub Lünen).

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